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Macht man nicht? Mir doch egal!

Warum es manchmal wichtig ist, gegen die Mehrheit zu handeln

Erinnern Sie sich noch, wie es Ihnen beim Berufseinstieg ging? Wie waren die ersten Tage am neuen Arbeitsplatz für Sie? Wie haben Sie damals auf das geschaut, was tagtäglich in Ihrem Büro passiert ist? Fanden Sie die Verhaltensweisen Ihrer Kolleginnen und Kollegen normal? Oder war manches… nun ja… komisch?

Regeln gegen den Menschenverstand

Mir hat eine Freundin neulich von ihren ersten Tagen im Beruf erzählt. Sie war als Quereinsteigerin in einen Konzern gekommen. Der erste Arbeitstag war ein warmer Sommertag. In der Nachmittags-Pause tat sie das  – für sie – Normalste der Welt. Sie ging vor das Firmengebäude und setzte sich auf die grüne Wiese. Die Reaktion: Einer ihrer Kollegen erklärte ihr, dass niemand auf dem Rasen sitzen solle, weil das für das Image der Firma nicht gut sei. Woraufhin sie das tat, was alle anderen auch taten, Sonne hin oder her. Sie ging in die Cafeteria und setzte sich zu ihren Kolleginnen und Kollegen.

Ungeschriebene Gesetze lenken unser Handeln

Wir alle wissen: die Arbeitswelt ist voll ungeschriebener Regeln und Gesetze. So wie im neuen Unternehmen meiner Freundin, wo man sich auch bei bestem Wetter nicht auf die Wiese setzen sollte. Dieser Fall zeigt beispielhaft: die ungeschriebenen Regelwerke in Unternehmen leuchten einem nicht immer ein. Manchmal richten sie sich sogar gegen den gesunden Menschenverstand. Das Spannende: auch wenn das so ist, tun wir meist das, was meine Freundin auch getan hat. Wir richten uns nach der Mehrheit und passen unser Verhalten an alle anderen an. Auch wenn wir die geltende Norm eigentlich komisch finden. So lange, bis wir das, was anfänglich komisch war, auch normal finden. Wir gewöhnen uns an das Widersinnige.

Normopathie: Wenn wir uns ans Falsche anpassen

Wie ich kürzlich gelernt habe, gibt es einen Fachbegriff, der dieses Phänomen in ein Wort fasst. Normopathie bezeichnet unsere Anpassung an die Mehrheit von Menschen – auch wenn diese sich auf eine Art und Weise verhalten, die eigentlich widersinnig oder sogar gestört ist. Wenn man so darüber nachdenkt, ist normopathisches Verhalten in der Berufswelt leider ganz schön häufig. Nehmen wir ein weiteres Beispiel: die Präsenzkultur in vielen Unternehmen. Eigentlich findet es fast jede und jeder von uns unsinnig, auf Teufel komm raus lange im Büro sitzen zu bleiben. Nur um zu zeigen, dass man da ist. Obwohl doch eigentlich alle lieber Sport machen würden, mit ihrer Familie Zeit verbringen, oder einfach mal die Beine baumeln lassen.

Was hilft gegen Normopathie?

Und trotzdem: wer etwas werden will, richtet sich in Präsenz-Kulturen meist nach der anwesenden Mehrheit. Und bestätigt über das Nachahmen des gestörten Gruppenverhaltens genau das Muster, das man eigentlich gerne durchbrechen würde. Ein Teufelskreis! Was hilft also gegen Normopathie? Eigentlich nur stabile Selbstverortung. Wenn wir wissen, was unsere Werte sind und was uns im Leben wichtig ist – dann ist es leichter, sich auch mal gegen die Verhaltensmuster der Mehrheit zu entscheiden. Das ist nicht immer angenehm. Aber wichtig. Denn dieser positive Selbstbezug nutzt nicht nur uns. Sondern auch denjenigen, die sich bislang an widersinnige Muster anpassen. Wenn wir vormachen, dass es anders geht – dann können auch diejenigen umlenken, die bislang gegen den eigenen Willen der Mehrheit hinterher gerannt sind.

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