Die Herrschaft der Thomase
„In deutschen Unternehmen gibt es mehr Vorstandsvorsitzende mit dem Vornamen Thomas, als es Frauen auf solchen Posten gibt.“ So schreibt das Handelsblatt über eine Studie der Albright-Stiftung. Man glaubt es kaum. Aber tatsächlich ist weniger als jeder 10. Vorstand weiblich. Weit entfernt also von den 30%, die seit 2016 als Quote für Aufsichtsräte gelten.
Leidensdruck? Keiner.
Nun könnte man glauben, dass die vielen Vorstandsvorsitzenden – ob sie Thomas oder anders heißen – gerne mehr Frauen als Mitglied in den Spitzengremien sehen würden. Aber viel Schmerz scheint der Frauenmangel nicht zu erzeugen. Laut Handelsblatt haben sich etwa 50 der 160 im DAX notierten Unternehmen eine Zielzahl von 0% für weibliche Spitzenmanagerinnen verordnet. Der Veränderungsdruck ist also offensichtlich nicht sehr groß.
Männerherrschaft unterbindet Kulturwandel
Und? Das ist doch alles kein Problem! Die Welt wird nicht untergehen, wenn Unternehmen weiterhin vor allem von Männern geleitet werden. Aber so einfach ist es nicht. Gerade steckt die Arbeitswelt in einem massiven Kulturwandel. Und der braucht weibliche Führungspower. Der Grund: viele Unternehmen arbeiten im Zuge der digitalen Transformation an ihrer Kultur der Zusammenarbeit. Es geht darum, alte Strukturen und Verhaltensroutinen aufzubrechen und hinter sich zu lassen.
Dazu gehören:
· starke Hierarchiegläubigkeit
· das Kommunizieren in Säulen
· die immer noch vorherrschende Präsenzkultur
und viele andere Themen, die Deutschlands Arbeitswelt seit Jahrzehnten prägen.
Frauen als Hebel für den Kulturwandel
Der enorme Kulturwandel, vor dem wir heute stehen, den erledigen natürlich auch Frauen nicht mit links. Aber meine These ist: wenn Frauen führen, gelingt ein echter Wandel in diesen Bereichen leichter. Weil Frauen anders arbeiten, kommunizieren und aufsteigen als die meisten Männer. Woran das liegt, darüber kann man lange streiten.
Aber es ist vielen Studien nach so, dass Frauen
· stärker auf Leistung als auf Präsenz blicken
· einen Fokus auf die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben legen
· und Gemeinschaft und Zusammenhalt als Wert sehen.
Frauen in Vorstandsetagen und auf oberen Führungsposten sind deshalb kein Selbstzweck. Sondern sie sind ein Hebel dafür, eine andere Haltung und Kultur am Arbeitsplatz zu fördern und den Wandel zu ermöglichen, wo Männer ihn tendenziell unterbinden.