Warum Emotionen am Arbeitsplatz gut sind
Was ist schlimmer, als in einem Meeting zu heulen? Na, ist doch klar: das Weinen zu unterdrücken! Klingt erst mal komisch, oder? Schließlich lernen wir seit unserem ersten Arbeitstag, dass Emotionen am Arbeitsplatz nichts zu suchen haben. Ob Traurigkeit, Zorn, Angst oder Freude – wer zu viel von seinem Innenleben zeigt, gilt schnell als unprofessionell.
In Deutschland gilt oft: ernsthaft OK, alle anderen Emotionen nicht
In Deutschland gilt das erst recht. Da sind sogar zu viel Fröhlichkeit und Heiterkeit verdächtig. Schließlich geht es in vielen Unternehmens-Kulturen hierzulande vor allem um Effizienz und Ernsthaftigkeit. Da gelten emotionale Ausschläge eher als unterwünscht. Nicht dass man vor lauter Gefühlen nicht mehr zu Arbeiten kommt!
So richtig sinnvoll ist diese Haltung nicht. Eigentlich ist sie sogar schädlich.
Emotionen sind nämlich auch im Berufsleben eine wichtige Informationsquelle. So banal es klingt: unsere Gefühle sagen uns, wie es uns geht – das kann unser Kopf nicht. Das klingt banal, ist es aber nicht. Denn in unseren Emotionen stecken somit auch Informationen über unsere tieferen Bedürfnisse. Und die müssen wir beachten, wenn wir nicht wie ferngesteuerte Roboter durchs Arbeitsleben steuern wollen.
Emotionen: besser beachten, um gesund zu bleiben
Tatsächlich ist es für unsere langfristige Gesundheit ganz entscheidend, unseren Emotionen am Arbeitsplatz Aufmerksamkeit zu schenken. Denn wenn wir uns dauerhaft über sie hinwegsetzen, steigt das Risiko für Demotivation, Burn-Out und Depressionen. Wer sich den eigenen Emotionen dauerhaft verschließt, entkoppelt sich eben auch von den eigenen, urpersönlichen Bedürfnissen.
Beispiele gefällig? Ich werde von meinem Chef unfair behandelt und bin wütend – ich will mich wehren! Ich bin traurig, weil meine Kollegin gekündigt hat und hätte gerne, dass sie bleibt. Ich bin fröhlich, weil ich ein gutes Meeting hatte und will die Welt umarmen! Lauter Bedürfnisse, die ihren Platz haben – und die unser Kopf im Zweifel schnell beiseite schiebt für die nächste Aufgabe auf der To Do-Liste.
All diese Emotionen sind nicht nur für uns, sondern auch unser Umfeld wichtig. Ihr Chef wird sich weiterhin unfair benehmen, wenn Sie Ihre Wut nicht äußern und so ein Stoppzeichen setzen. Für Ihre Kollegin ist es vielleicht sehr wichtig, dass Sie ihr sagen: Ich bin traurig, dass Du gehst – ich werde Dich vermissen! Und für Ihre Kolleginnen und Kollegen ist es beglückend, wenn Sie Ihre Freude nach einem guten Meeting teilen. Das hebt die Stimmung und sorgt für gemeinsame Motivation!
Besser offen heulen als heimlich schluchzen
Das gleiche gilt, wenn wir in einem Meeting heulen. Das mag sich erst mal daneben anfühlen, passiert aber nie ohne Grund. Wenn wir einfach aufstehen und rausgehen oder unsere Tränen unterdrücken, ist das vielleicht erst mal leichter für alle Beteiligten. Aber es lernt eben keiner etwas draus.
Tränen sind eigentlich nichts anderes als der Anlass dafür, kurz inne zu halten. Und gemeinsam zu schauen: warum muss hier jemand weinen? Vor Freude? Vor Kränkung? Vor Wut? Vor Scham? In den allermeisten Fällen haben die Tränen etwas mit dem Verlauf des gemeinsamen Gesprächs zu tun. Was bietet sich mehr an, als in diesem Moment gemeinsam Pause zu machen – und zu schauen: wie können wir uns nächstes Mal so verhalten, dass es höchstens Tränen der Freude gibt?!