Warum viele genervt sind vom Hype um Digitalisierung
Wie reagieren Sie eigentlich auf das schöne Wort Digitalisierung? Sagen Sie: „Die große Chance! Eine riesige Veränderung!“ Oder sagen Sie: „Ich kann es nicht mehr hören! Wenn das Wort auftaucht mache ich sofort meine inneren Schotten dicht.“.
Tatsächlich spreche ich gerade mit immer mehr Menschen, die innerlich auf Durchzug schalten, sobald das Wort Digitalisierung fällt. „Da reden jetzt alle drüber, und zwar andauernd. Aber so richtig viel Substanz hat das Ganze ja wohl nicht!“.
Als ich dieser Haltung zum ersten Mal begegnet bin, habe ich gestutzt. Schließlich ist Digitalisierung eines der großen Themen unserer Zeit. Ganze Märkte werden umgepflügt, und unser Alltag gleich mit. Und in der Arbeitswelt wird gerade unheimlich viel neu verhandelt – als hätte die Digitalisierung Tür und Tor geöffnet für Innovations-Ideen, die noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wären…
Viel Gerede, wenig Wandel
„Da haben Sie schon Recht“, sagte mir eine seniore Managerin neulich. „Aber Fakt ist doch: die meisten Unternehmen verbringen gerade Zeit damit, über Digitalisierung zu reden. So richtig verändern tun die wenigsten etwas. Zumindest, was die Zusammenarbeit im Inneren angeht.“
Danach habe ich mit vielen Kunden über das Thema gesprochen. Und wissen Sie was? Die Dame hatte recht! Den Wandel im Munde tragen – das tun gerade viele. Aber ihre Unternehmen abseits kosmetischer Korrekturen so richtig verändern, das tun verdammt wenige.
Kein Wunder also, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Haltung entwickeln, die ich oben beschrieben habe. Sie verdrehen die Augen und denken sich: „Leeres Gerede! Der Trend wird vorüberziehen… ich gehe derweil in Deckung“.
Digitalisierung, Neues Arbeiten, Agilität: Das geht ans Eingemachte!
Diese Haltung entsteht, wenn Unternehmen vor allem auf eins achten: Besitzstände zu wahren in Zeiten der Veränderung. Da wird Menschen gesagt, sie sollten Verantwortung übernehmen, sich selbst organisieren, agil sein – aber die Führungsriege macht weiter wie bislang. Oder es gibt neue Dresscodes, alle duzen sich auf einmal – aber die Hierarchiekultur lähmt weiterhin genauso wie vorher.
In anderen Worten: Es wird so weiter gemacht wie vorher, nur mit neuer Oberfläche. Das darunterliegende Betriebssystem hingegen – das bleibt gleich. Egal, wie intensiv Digitalisierung diskutiert wird.
Echten Wandel gibt es
Das muss natürlich nicht so sein. Es gibt viele Unternehmen, die sich gerade entschlossen wandeln. Weil sie die Digitalisierung ernst nehmen. Sie wissen, dass sie sich nur dann erfolgreich in der neuen, digitalisierten Welt werden bewegen können, wenn sie sich auch die echten Themen heranwagen: Führungskultur. Verantwortung. Werte und Haltung. Und wissen Sie was: dort, wo das passiert, verdreht keiner die Augen, wenn das Wort Digitalisierung fällt!