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Die gestresste Gesellschaft

Wie wir trotz verdichteter Arbeit gut leben können

Kaum ist die Urlaubszeit vorbei, steht der Jahresendspurt vor der Tür – und ja, das Weihnachtsgebäck liegt in allen Supermärkten schon längst bereit. In Gesprächen nach meinen Vorträgen höre ich oft, wie die Menschen in ihrer Firma am Limit surfen. Und nicht nur dort scheint das Leben immer am Anschlag zu sein. Auch im privaten Freundeskreis geht es ganz häufig um eine zentrale Frage: Wie können wir es schaffen, die vielen Aufgaben des Alltags besser unter einen Hut zu bekommen?

Das Gefühl, andauernd unter Druck zu stehen, ist irgendwie fast immer und überall präsent. Es ist eines der prägenden Themen unserer Zeit…

Stressige Arbeit? Studien sagen: ja

 Aber ist es wirklich so? Haben wir mehr zu tun als zum Beispiel die Generation unserer Eltern? Ist der Alltag wirklich verdichteter, intensiver, anstrengender geworden?

Das objektiv im Vergleich zu messen, geht natürlich nicht. Dennoch: Studien zeichnen ein klares Bild. Der Index Gute Arbeit des DGB zum Beispiel. Die dort erhobenen Zahlen sind ziemlich eindeutig:

  • Fast ein Drittel – 29% – aller Befragten gibt an, nach der Arbeit sehr häufig oder oft zu erschöpft zu sein, um sich um private oder familiäre Dinge zu kümmern. Im Sozial- und Gesundheitswesen sind es sogar fast 50%.
  • Jede und jeder zweite Beschäftigte, die „nebenbei“ Kindern großziehen oder Verwandte pflegen, fühlen sich sehr häufig oder oft zu ausgepowert, um für die Verpflichtungen jenseits der Arbeit da zu sein. Ein Drittel hat Schwierigkeiten, Kindererziehung und Arbeit zu vereinbaren. Sie tun es dann aber natürlich trotzdem. So investieren Frauen bspw. zwischen 39 und 49 Stunden pro Woche, um für ihre Kinder da zu sein – neben der Arbeit, wohlgemerkt.
  • 50% der Männer und 33% der Frauen geben in anderen Umfragen an, bis zu 50 Stunden die Woche zu arbeiten. Ein Viertel der Männer arbeitet sogar mehr als 50 Stunden pro Woche. Ein Viertel der Arbeitenden gibt an, abends oder nachts zu arbeiten – ebenso wie am Wochenende.

Entgrenzte Arbeit erhöht Stress

So weit, so erhellend. Es scheint also wirklich zu sein, dass ein großer Teil der Arbeitenden unter einer Belastung leiden, die sie als zu hoch empfinden. Es sind ja nicht nur die geleisteten Stunden. Der Stress kommt natürlich auch daher, dass sich das Wesen der Arbeit verändert. Sie entgrenzt sich an vielen Stellen – die Kehrseite der Flexibilität und wachsenden Selbstbestimmung, die ich an sich sehr gut finde.

Die Treiber sind hier: Das Gefühl, außerhalb der regulären Arbeitszeiten erreichbar sein zu müssen; andauerndes E-Mail-Ping-Pong am Wochenende, frühmorgens und nachts; zunehmende Projektorientierung und die damit verbundenen Arbeitsspitzen… es kommt also einiges zusammen.

Gegen den Stress

Die Frage ist: was tun? Wir können schließlich nicht einfach in immer größeren Stress ausbrechen und uns so das Leben verdüstern, oder?!

Ich sehe vor allem zwei Ansätze:

  1. Diejenigen, die gesund und ausgeglichen durch ihre vollen Tage steuern, schaffen vor allem eins: sich abzugrenzen. Sie lesen ab einer gewissen Zeit keine Mails mehr, stellen das Handy ab – und, noch wichtiger, den Kopf! Denn Stress machen wir uns am Schluss selbst.
  2. Immer mehr Unternehmen erkennen das Problem und steuern systematisch gegen. Von gestressten, kranken Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat schließlich keiner was. Stellen also nachts die E-Mail-Server ab, regeln Flex-Arbeit strenger, ermöglichen flexible Alltagsgestaltung. Und sie machen den Umgang mit Überforderung zur Chefsache.

In anderen Worten: wir müssen nicht gestresst sein. Wenn wir hier Wandel wollen, müssen wir ihn aber treiben. Jede und jeder für sich – und gemeinsam, wo immer es geht.

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