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Hat der Goldfisch wirklich eine größere Aufmerksamkeitsspanne?

Warum sich unsere Aufmerksamkeit positiv entwickelt.

Als 2015 eine Studie von Microsoft Kanada in der Welt die Nachricht verbreitete, Menschen hätten inzwischen eine geringere Aufmerksamkeitsspanne (8 Sekunden) als ein Goldfisch (9 Sekunden) verbreitete sich das ruckzuck auf allen Kontinenten. Und auch bei den Vorträgen vieler meiner Kollegen höre ich immer wieder die Mär vom Goldfisch. Ich frage mich ja: Wie kam man überhaupt auf die Idee, uns mit Goldfischen zu vergleichen? Und wie kann man die Aufmerksamkeitsspanne von Goldfischen überhaupt messen? Und wie ist eigentlich die Definition einer Aufmerksamkeitsspanne? Ich sitze häufig an unserem kleinen Teich im Garten und beobachte unsere 14 Goldfische. Ich beobachte sie sehr aufmerksam…. Das kann ich übrigens deutlich länger als 8 Sekunden.

Woher kommen die Goldfisch-Daten?

Es ist schwierig nachzuvollziehen, woher die Daten zu der Aufmerksamkeitsspanne von Goldfischen stammen. So konnte beispielsweise das Genetic Literacy Project ausschließlich eine australische Studie finden, die sich mit dem Erinnerungsvermögen von Goldfischen beschäftigt. Demzufolge können sie sich über Jahre hinweg an eine Futterquelle erinnern.

Fake News?

Doch man muss Microsoft eins lassen: Uns mit Goldfischen zu vergleichen ist schon aufmerksamkeitsfördernd. Aber: Ist es wirklich wahr, dass uns wegen Aufmerksamkeitsmangel Informationen entgehen? Es heißt ja immer, die vielen verschiedenen Einflüsse und Reize, denen wir täglich zunehmend ausgesetzt sind, sind Schuld daran, dass unsere Aufmerksamkeitsspanne so kurz geworden ist. Wir besitzen meistens mehrere internetfähige Geräte, die abwechselnd, teilweise auch zeitgleich genutzt werden. Wir scrollen uns durch die Newsfeeds als seien wir auf der Flucht. Getrieben von Wissensdurst, Sensationsgier oder der Angst, etwas zu verpassen.

Ja, es ist bekannt, dass Medienkonsum in jeglicher Form dazu in der Lage ist, unsere Wahrnehmung und Aufmerksamkeitsspanne zu beeinflussen. Unser Hirn LIEBT nun mal Bewegung und bunte Bilder und lässt sich schnell von ihnen ablenken. Was die Studien jedoch übersehen, ist die überaus gute Fähigkeit unserer Gehirne sich anzupassen

Aufmerksamkeit ist unterschiedlich

Das akademische Rahmenmodell von Sohlberg und Matter unterscheidet drei Arten von Aufmerksamkeit:

  1. Kontinuierliche Aufmerksamkeit

Diese wird vor allem benötigt, wenn eine anhaltende Konzentration für sich wiederholende Aufgaben benötigt wird.

  1. Selektive Aufmerksamkeit

Bei dieser Form der Aufmerksamkeit soll die eigene Konzentration vor Ablenkung geschützt werden, sodass die eigene Leistung konstant aufrechtgehalten wird.

  1. Wechselhafte Aufmerksamkeit

Diese Aufmerksamkeit erlaubt dem Gehirn konzentriert zwischen verschiedenen Aufgaben zu wechseln, welche höchst wahrscheinlich auch noch unterschiedliche kognitive Fähigkeiten erfordern.

Die kontinuierliche Aufmerksamkeit, also die Fähigkeit, sich über längere Zeit auf eine bestimmte Aufgabe zu konzentrieren, wird vor allem durch hohen Medienkonsum und Social Media negativ beeinflusst. Genau da scheint der moderne Mensch Probleme zu bekommen. Besonders Kinder und Jugendliche scheinen anfällig für die daraus resultierenden negativen Einflüsse zu sein.

Auch die selektive Aufmerksamkeit des Menschen wird durch die ständige Verwendung von Tablets, Smartphone und PC verringert.

Die einzige Aufmerksamkeitsform, die laut der Microsoft Studie zunimmt, ist die wechselhafte Aufmerksamkeit, d.h. die Menschen sind es viel mehr gewohnt, sich schnell immer wieder neuen Dingen widmen zu müssen. Ob das jetzt im Alltag von Vorteil ist, sei mal dahingestellt.

Effizientere Informationsverarbeitung

Wie auch immer es bei den Goldfischen ist, so ist eines klar:  Die menschliche Aufmerksamkeit ist tatsächlich im Wandel.  So konnte die Studie auch belegen, dass  Multi-Screening oder die Nutzung Sozialer Medien die Wahrscheinlichkeit verringert, sich auf eine Sache zu konzentrieren, die überaus langweilig ist. 

Tech adoption and social media usage are training consumers to become better at processing and encoding information through short bursts of high attention. (Microsoft Studie)

Das ist doch was! Die Untersuchung kam auch zu dem Ergebnis, dass Menschen, die sich häufig mit digitalen Medien auseinandersetzen, Informationen intensiver und effizienter aufnehmen und Relevantes schneller herausfiltern. Wir haben also die Fähigkeit entwickelt, mehr Informationen in kürzerer Zeit aufzunehmen und zu verarbeiten. Wir können durch schnelles Überfliegen und Filtern heute schneller denn je die Inhalte finden, die wichtig für uns sind. Und bei aller Liebe zu meinen Goldfischen: Das haben die nicht drauf. Aber sie wissen, an welcher Stelle im Teich ich das Futter jetzt gleich reinwerfen werde.

Wollen wir gemeinsam Ihr nächstes Online-Event rocken? Dann schreiben Sie mir bitte eine kurze mail: mail@nicolafritze.de

Schauen Sie sich gerne ein kurzes Video-Feedback zu meiner Moderation eine digitalen Firmenjubiläums von Heike Lindörfer, Geschäftsführerin bei Gertraud Gruber Kosmetik GmbH & Co. KG

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