Was motiviert uns mitzumachen?
Was motiviert uns eigentlich dazu, Organisationen, Verbänden oder Vereinen bereitwillig unsere Zeit und Energie zur Verfügung zu stellen? Was braucht es, damit man sich so richtig reinhängt – ohne nachzudenken, ob das jetzt eigentlich zu viel ist oder nicht? Wenn ich meinen Coachees diese Fragen stelle, merke ich: es ist für die meisten Menschen normal, sich Tag für Tag mit vollem Herzen und Einsatz einer Sache zu widmen. Aber was sie dabei antreibt, ist ihnen in der Regel unklar. Die Motivation, die hinter ihrem tagtäglichen Engagement liegt, ist für viele Menschen unerforscht – und das, obwohl sie ihr Verhalten sehr stark prägt.
Motivation hat ganz unterschiedliche Antreiber
Wenn wir darüber nachdenken, was uns dazu bringt, uns reinzuhängen, stoßen wir nach einer Weile auf unsere stillen Antreiber. Sie motivieren unser Handeln – und können ganz unterschiedlich aussehen. Je nachdem, welcher Typ Mensch wir sind. Ein paar Beispiele:
- Viele Menschen sind stark vom Wunsch nach Anerkennung getrieben. Sie sind motiviert, wenn andere Menschen ihren Einsatz anerkennen und loben.
- Andere sind vor allem getrieben vom Wunsch, anderen zu helfen und Gutes zu bewegen – auch wenn es niemand sieht.
- Wieder andere sind angetrieben vom Wunsch, Herausforderungen erfolgreich zu meistern, und zwar fast egal welche. Hier geht es um den Kick, eine Hürde zu überspringen, wo andere zögern oder umkehren würden.
Das sind nur drei Beispiele für die stillen Antreiber, die uns bewegen. Ihnen gemein ist, dass sie Menschen dazu bringen, Zeit und Energie für eine Sache zu investieren. Das kann in der Arbeit sein, Zuhause, oder im Ehrenamt. Aber – und das ist wichtig – die Motive, die diesen Antreibern zugrunde liegen, unterscheiden sich stark. Dieser Unterschied erklärt, warum manche Menschen in bestimmten Rollen aufblühen – während andere in derselben Rolle eingehen wie Primeln ohne Wasser.
Eine sinnvolle Aufgabe schützt nicht vor Demotivation
Ein Beispiel: Ich habe neulich mit einem Coachee gesprochen, der in einem großen Umweltverband arbeitet. Er hatte sich lange Jahre als Ehrenamtlicher für Umweltschutz eingesetzt. Seine größte Freude war es, mit anderen Engagierten Aktionen umzusetzen, die öffentliche Aufmerksamkeit erregen. Sprich: ein Macher, der anpacken will. Fast egal, zu welcher Uhrzeit.
Nach vielen Jahren des Ehrenamts wechselte er dann die Seiten. Voll motiviert begann er als Hauptamtlicher in dem Verein, für den er bislang immer in seiner Freizeit unterwegs gewesen war. Und erlebte eine böse Überraschung. Denn ihn erwarteten Aufgaben, die ganz anders waren als die, die sein Leben als Freiwilliger bereichert hatten. Auf einmal ging es um Projektmanagement, interne Koordinierungsaufgaben und Fundraising. Die Vorfreude meines Gesprächspartners schlug schnell in Frustration um. Er hing demotiviert in den Seilen, als ich ihn kennenlernte. Und trauerte der Zeit als Ehrenamtlicher hinterher.
Mein Gesprächspartner war verzweifelt, als er mir das erzählte. „Ich dachte, dass mehr Zeitbudget auch mehr Freude und Motivation mit sich bringen würde. Als Hauptamtlicher setze ich mich doch für dieselbe gute Sache ein wie vorher! Wieso bin ich jetzt so frustriert?!“
Unsere Aufgaben müssen an unsere Antreiber anschließen
Die Antwort ist klar: er war sich beim Jobwechsel nicht bewusst, was seine Motivations-Antreiber sind. Der Mann war tief im Kern motiviert vom Wunsch, Ideen zu entwickeln und in die Welt zu bringen. Als Ehrenamtlicher war er also genau da, wo er hingehörte. Im Hauptamt hingegen musste er bestehende Prozesse am Laufen halten und war weit weg von der Aktion vor Ort. Kein Wunder, dass Demotivation das Ergebnis war!
Solche Geschichten gibt es leider oft. Sie zeigen: eine sinnvolle Aufgabe allein ist nicht genug, um dauerhaft motiviert zu sein. Sie muss anschließen an unsere persönlichen Motivations-Antreiber. Und die müssen wir kennen und respektieren, um die richtigen Aufgaben auszuwählen. Ganz egal, ob im bezahlten Beruf oder im ehrenamtlichen Engagement.