Wie wir uns vor uns selbst schlecht reden – und was wir dagegen tun können
„Hoffentlich merkt keiner, wie unfähig ich eigentlich bin!“
Seien Sie ehrlich: Hören Sie Ihre innere Stimme manchmal so etwas sagen?
Zum Beispiel wenn Sie eine Präsentation halten – und sich permanent auf dünnem Eis fühlen. Wenn Sie in einem Meeting etwas gefragt werden und antworten, obwohl Sie sich nicht sattelfest fühlen. Oder wenn Sie ein Projekt verantworten und die ganze Zeit denken: Wann fällt dieses zusammengestümperte Kartenhaus wohl in sich zusammen?!
Studie: 2/3 haben Hochstapler-Ängste
Eine neue Studie, von der die Süddeutsche Zeitung berichtet, zeigt jetzt: Mit diesen Selbstzweifeln sind Sie in guter Gesellschaft. Zwei Drittel aller Frauen und Männer sind gelegentlich vom heftigen Gefühl geplagt, von außen als kompetenter eingeschätzt zu werden, als sie eigentlich sind.
Psychologen nennen dieses Gefühl Hochstapler-Phänomen. Damit bezeichnen sie eine faszinierende Dynamik. Auch viele sehr erfolgreiche Menschen sind vom inneren Gefühl geprägt, dass sie eigentlich gar nicht so gut sind, wie ihr Umfeld sie einschätzt. Die Folge: andauernde Angst, dass man „auffliegt“ und andere Menschen endlich erkennen, dass man eigentlich gar nicht so gut ist, wie sie bis dahin dachten.
Leistung und Selbstbild klaffen auseinander
Diese Emotion ist der Forschung nach entkoppelt von unserer tatsächlichen Leistung. Selbst wenn wir objektiv betrachtet richtig gute Ergebnisse produzieren, meldet unsere innere Stimme: „So gut ist das gar nicht. Hoffentlich fällt keinem auf, dass Du das eigentlich zusammengeschludert hast“. Und je erfolgreicher wir sind, desto widersprüchlicher sind Selbstbild und der empfundene äußere Leistungsanspruch.
Das ist traurig. Denn es hält viele Menschen davon ab, nach ehrgeizigeren Zielen zu streben. Gerade Männer, die unter dem Hochstapler-Syndrom leiden, sind geplagt von Angst und Lethargie. Manche entwickeln sogar die Tendenz zum Aufschieben wichtiger Aufgaben. Lieber prokrastinieren als versagen! So entwickelt sich schnell ein Teufelskreis.
Gegensteuern!
Deshalb gilt: gegensteuern, wenn Sie Ihren inneren Zweifler hören! Dabei helfen drei kleine Tricks:
- Feedback, Feedback, Feedback: Vertrauen Sie nicht (nur) auf Ihre innere Stimme. Bitten Sie andere um Feedback. Und zwar häufig. Nach Meetings, nach Präsentationen, oder einfach nur so. Wenn Sie mitbekommen, wie andere Sie erleben, werden Sie schnell sehen: niemand ist ein härterer Kritiker als man selbst.
- Protokollieren Sie ihre Erfolge: Das können kleine Dinge sein, die gut gelaufen sind. Und natürlich die großen Errungenschaften des Alltags. Wenn der innere Zweifler sich zu Wort meldet, nehmen Sie einfach die Liste zur Hand. Und genießen. So viel Hochstapelei kann es nicht sein, wenn die Liste so lang ist!
- Gefühle teilen: Es mag erst mal ungewohnt sein. Aber wenn wir unsere Selbstzweifel teilen, ernten wir meist Verständnis und den Satz: „Das geht mir auch so“.
Denken Sie daran, dass Sie nicht alleine sind mit Ihren inneren Kritikern. Millionen Menschen haben ähnlich unangenehme Begleiter!