Wie Sie öffentliche Organisationen für Veränderung gewinnen
Corona, Digitalisierung, New Work – die gesamte Arbeitswelt verändert sich heftig. Soweit, so bekannt. Und trotzdem beschäftigen wir uns meisten mit der Veränderung in privatwirtschaftlichen Firmen, vom kleinen Mittelständler bis hin zum Großkonzern. Aber: die Arbeitswelt ist ja viel mehr als „nur“ diese Millionen Unternehmen. Von der öffentlichen Verwaltung über Verbände, NGOs bis hin zu kleinen Vereinen – auch in diesen Organisationen ist der strukturelle Wandel mehr und mehr spürbar. Und auch hier arbeiten jeden Tag Millionen von Menschen und fragen sich: wie bekommen wir die Veränderung bei uns hin? Das ist wichtig. Hier geht es schließlich um die Zukunftsfähigkeit staatlicher Organisationen, der Sozialverbände, wohltätiger Organisationen, und so weiter…
Verwaltung und Veränderung
Umso schöner, als mich über meine Website die Frage erreichte: „Frau Fritze, wie kann ich meine Kolleginnen und Kollegen in der Verwaltung für Veränderung gewinnen? Ein aufwendiger Prozess mit externer Hilfe ist leider keine Option!“ Meine Erfahrung ist: Verwaltungen sind meisten stark geprägt durch einen gewissen Schlag Mensch. Das sind Mitarbeitende, die stabile Rahmenbedingungen schätzen und verlässliche Vorgaben wollen. Und ich hatte fast immer mit Menschen zu tun, die einen starken ethischen Kompass haben. Menschen, die überzeugt sind, dass der Staat zuverlässige und verlässliche Mitarbeitende braucht, die unbestechlich und absolut gesetzestreu sind. Sie ahnen es vielleicht schon: solche Menschen rennen nicht jedem Trend hinterher. Das hat den Vorteil, dass die Verwaltungsmaschinerie ziemlich stabil funktioniert. Aber eben auch den Nachteil, dass manche Notwendigkeit zur Veränderung zu spät erkannt und angepackt wird.
Digitalisierung: Druck und Drohung helfen nicht
Beispiel Digitalisierung: Der deutsche Staat hinkt hier im internationalen Vergleich ziemlich hinterher. Die Regierungen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene schaffen es seit Jahren nicht, die Vielfalt des Föderalismus mit alltagstauglichen digitalen Prozessen und Dienstleistungen auszustatten. Die Patentlösung dafür habe ich (leider) auch nicht. Doch mir ist in Gesprächen mit Verwaltungsmitarbeitenden etwas wichtiges aufgefallen. Mit Druck und Drohung braucht man diesen Menschen nicht zu kommen. Sie sind geübt darin, den Ball flach zu halten – schließlich funktioniert der Laden auch so seit vielen Jahrzehnten ganz ordentlich! Und es gibt schlicht weniger personelle und finanzielle Mittel als in Unternehmen, um Neues auszuprobieren.
Zeit für grundsätzliche Fragen
Trotzdem ist durchaus viel Veränderungsoffenheit da, weil mehr und mehr auch die Notwendigkeit erkannt wird. Doch die Bereitschaft, etwas anders zu machen wird durch Druck oder gar Drohung keines Falls erreicht. Im Gegenteil. Das sorgt nur für Demotivation, Trotzreaktionen und „Lass-die-mal-machen-Haltung“.Was es braucht ist ein grundsätzliches Gespräch. Meine Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner waren immer offen dafür, darüber nachzudenken, was es braucht, um den Staat zukunftsfähig zu halten und die Arbeit in der Verwaltung zeitgemäß weiterzuentwickeln, um funktionsfähig zu bleiben. Es geht im Gespräch um das „Warum“:
- Warum gibt es uns?
- Was ist unsere Daseinsberechtigung als öffentliche Verwaltung?
- Warum bin ich hier wichtig?
- Was zeichnet uns besonders aus?
- Wie wollen wir wahrgenommen werden?
- Was brauchen wir für unsere Zukunft?
Wer so grundsätzlich aufschlägt, merkt schnell: das setzt Bewegung in Gang. Es ist viel Bereitschaft da, sich selbst zu hinterfragen und daraus Veränderungsschritte abzuleiten.
Reicht das schon? Meine Erfahrung: das ist der wichtige erste Schritt. Zeit und Raum einräumen, um grundlegende strategische Fragen zu beantworten. Und dann gemeinsam zu entwickeln: was bedeutet das an Veränderung? Welche Ideen gibt es? Welche Schritte müssen sich jetzt anschließen, damit wir uns in die richtige Richtung entwickeln? Wer das schafft, hat die Saat gelegt für Veränderung, die trägt!